Desaster bei Stammstrecke

München 2. Stammstrecke:

Berichte der SZ, der GDL, des Obermain-Tageblatts
Leserbrief Prof. Dr. Wolfgang Hesse

Süddeutsche Zeitung, 12.05.2023:

Söders Regierung verschwieg das Debakel jahrelang

Die zweite Münchner S-Bahn-Stammstrecke gehört zu den größten Bauvorhaben der Deutschen Bahn bundesweit – dennoch hat der Vorstand nach eigenem Bekunden über Jahre hinweg nicht erfahren, dass die Kosten und der Zeitplan völlig aus dem Ruder laufen. Erst ein Schreiben von Ministerpräsident Markus Söder (CSU), wann der Freistaat als Auftraggeber denn endlich konkrete Zahlen bekäme, habe ihn im März 2022 auf Probleme bei dem Projekt aufmerksam gemacht, sagte Bahn-Chef Richard Lutz am Freitag im Untersuchungsausschuss Stammstrecke im bayerischen Landtag.

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Die GDL dazu, 15.05.2023:

Vorstand handelt verantwortungslos

Bei der Deutschen Bahn herrscht offensichtlich ein völliges Missverständnis im Hinblick auf unternehmerische Werte und das dazugehörige Verantwortungsbewusstsein. „Wenn Vorstände einer Aktiengesellschaft sich zunehmend und hauptsächlich um ihre eigene Bezahlung und die Höhe der jährlich auszuschüttenden Tantiemen kümmern, verkommt das Kerngeschäft zur Nebensache“, so Mario Reiß, stellvertretender Bundesvorsitzender der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL). „Es gibt wenige Unternehmen in Deutschland, die Projekte in Millionenhöhe treiben können. Wenn es aber um Baumaßnahmen in Milliardenhöhe geht, erhöht sich die Verantwortung bei den Bauauftraggebern exponentiell. Einen wesentlichen Verantwortungsbereich bilden bei der Vergabeleistung die Bauüberwachung und Bauleitung, die hier bei der DB angesiedelt ist.“

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Obermain-Tageblatt, 13.03.2023:

Zweite Stammstrecke noch teurer?

„Ich bin noch ganz benommen“, sagt Jürgen Baumgärtner. Eine knappe Stunde lang hat sich der CSU-Landtagsabgeordnete von leitenden Mitarbeitern der Deutschen Bahn gerade erklären lassen, wie unglaublich aufwendig und kompliziert es ist, die zweite Stammstrecke für die S-Bahn in München zu bauen. Jetzt steht er hoch über der zentralen Baustelle auf der Plattform des Info-Zentrums auf dem Münchner Marienhof und sieht sich in seiner schlimmsten Vermutung bestärkt: Selbst die letzte Kostenschätzung – 7,3 statt 3,4 Milliarden Euro – sei wahrscheinlich viel zu kurz gegriffen. „Ich schätze, dass die zweite Stammstrecke am Ende rund 14 Milliarden Euro kosten wird“, sagt Baumgärtner.

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Leserbrief Prof. Dr. Wolfgang Hesse, München, 10.02.2023

Zur SZ vom 10.2. 2023: Klaus Ott: „Kein Gewinnerthema im Wahlkampf

“ Sehr geehrter Herr Ott, sehr geehrte Redakteure,  

Ihre Titelzeile „Kein Gewinnerthema“ sagt es! Doch die Mitschuld trifft alle verantwortlichen Parteien der letzten 20 Jahre – die einen früher, die anderen eher später in der unendlichen Stammstrecken-Geschichte. Dabei könnten immer noch alle zusammen – wenn nicht gewinnen – so doch das jetzt noch bestmögliche Ergebnis für München herausholen.

Noch wäre Zeit zum Umdenken: Mit einem sofortigen Moratorium für die Stammstrecke und gleichzeitigem Baubeginn für die eigentlichen, drängendsten Probleme der S-Bahn: Ausbau von Süd- und Nordring, Schließen der Engpässe bei den Außenstrecken sowie ein schritt­weise ausgebauter 10-Minuten-Takt. Mit einem Moratorium wäre wichtige Zeit gewonnen für die notwendige Revision der verkorksten Stammstrecke sowie deren Ertüchti­gung für Regional- und wenn mög­lich Fern­züge. Nur damit bekäme ein weiterer Tunnel neben dem vorhandenen zwischen Haupt- und Ostbahnhof überhaupt einen Sinn.

Dazu braucht es allerdings Mut, die missliche Vergangenheit gemeinsam hinter sich zu lassen und aus dem Milliarden-Desaster zu retten, was noch zu retten ist. Wer wagt es endlich zu tun, was für jeden privaten Bauherrn nach einer großen Fehlinvestition selbstver­ständ­lich ist: schmerzliche, aber unwiederbringliche Verluste sofort abzuschreiben und die einzig akzeptable Lösung jetzt beherzt anzugehen? Die Alternative „Weiter so“ würde dagegen den Schrecken ohne Ende in München zementieren.

Beim ausufernden Konzerthaus im Werksviertel hat  der Ministerpräsident kürzlich die notwendige Reißleine gezogen. Jetzt sollten alle maßgeblichen Parteien gemeinsam, konstruktiv und ohne Denkverbote die beste Lösung für Münchens S-Bahn-Zukunft zulassen. Damit könnten sie sogar ein Aufbruch-Signal für die so oft beschworene Verkehrs­wende setzen – unter dem Motto „München leuchtet: Ringe vor Tunnel – wir können es besser als Stuttgart 21“! „

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